Super E10 ist die Bezeichnung für einen Ottokraftstoff, der neben fossilem Benzin einen maximalen Anteil von 10 Volumenprozent Bioethanol enthält. Bioethanol ist Alkohol, der überwiegend aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen wird. Die Kraftstoffsorte Super E10 wurde in Europa ab dem Jahr 2011 eingeführt und ist in immer mehr europäischen Ländern verfügbar. Autofahrer, die das europäische Ausland besuchen, können in Belgien, Bulgarien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Irland, Ungarn, Lettland, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Polen, Rumänien, der Slowakei, Schweden und Tschechien Super E10 tanken. In Großbritannien ist der Kraftstoff ebenfalls verfügbar. Spanien plant die breite Markteinführung.

Zertifiziert nachhaltiges Bioethanol wird in Deutschland aus nachwachsenden Rohstoffen wie Futtergetreide und Zuckerrüben, sowie aus Reststoffen und Abfällen der Land- und Lebensmittelwirtschaft gewonnen. Bei der Verwendung von Futtergetreide und Zuckerrüben wird nur ein Teil des eingesetzten Agrar-Rohstoffes zu Bioethanol verarbeitet. Aus dem Rest werden gentechnikfreies, eiweißreiches Tierfutter und andere Co-Produkte hergestellt, wie beispielsweise biogene Kohlensäure, Gluten, Biodünger und Biomethan.

Der Flächenbedarf für Futtergetreide und Zuckerrüben, aus denen das deutsche Bioethanol hergestellt wird, betrug 2022 lediglich 3,3 Prozent der heimischen 11,7 Millionen Hektar großen Gesamtackerfläche. Aus den in die Berechnung einbezogenen Rohstoffen Futtergetreide und Zuckerrüben wird allerdings nicht nur das dem Benzin beigemischte Bioethanol erzeugt. Als zweites Hauptprodukt wird gentechnikfreies Tierfutter hergestellt. Außerdem werden Neutralalkohol für die chemische Industrie, biogene Kohlensäure, Gluten sowie Biodünger und Biomethan gewonnen. Der Flächenbedarf ist bezogen auf das Bioethanol rechnerisch daher nur halb so groß, wie oben beschrieben.

Bei neueren Fahrzeugen lässt sich die E10-Tauglichkeit am Einfüllstutzen des Autos anhand eines einfachen Symbols ablesen. Autohersteller waren bis 2018 aber nicht verpflichtet ihre Fahrzeuge als Super E10-tauglich zu kennzeichnen, obwohl fast 99 Prozent der zugelassenen Autos mit Benzinmotor tatsächlich Super E10-tauglich sind. Eine europaweit einheitliche Kraftstoffkennzeichnung mit grafischen Symbolen am Tank neuer Fahrzeuge und auch an der Zapfsäule gilt seit Oktober 2018.

Vom Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) 2019 veranlasste Vergleichstests zum Verbrauch zwischen Super (E5) und Super E10 zeigen, dass es bei keinem der getesteten Pkw-Modelle einen Mehrverbrauch gibt, der größer ist als der kostenmäßig unbedeutende Unterschied von 0,09 Liter auf 100 km. Für die Tests fiel die Wahl auf gängige und zulassungsstarke Pkw-Modelle der Automarken BMW, Ford, Opel, Renault und VW aus verschiedenen Fahrzeugklassen. Ein Opel Corsa beispielsweise benötigt mit Super E10 auf 100 km sogar über zwei Prozent weniger Kraftstoff als mit Super (E5). Der seit Einführung von Super E10 von vielen Seiten angenommene Mehrverbrauch aufgrund des geringeren Heizwertes von Bioethanol gegenüber fossilem Benzin lässt sich durch die Tests nicht bestätigen. Bereits im Jahr 2011 war in unabhängigen Verbrauchsmessungen (TÜV Rheinland und DEKRA) mit Super E10 kein Anstieg des Kraftstoffverbrauchs im Vergleich mit herkömmlichem Super (E5), welches bis zu 5 Prozent Bioethanol enthält, festgestellt worden. Die anfängliche Vermutung, dass durch die Verwendung von Super E10 ein Mehrverbrauch in der Größenordnung von 5 Prozent gegenüber Super (E5) herbeigeführt wird, hat sich somit nicht bestätigt. Vielmehr sind neuere Otto-motoren für eine Nutzung von Super E10 optimiert.

Super E10 ist bundesweit günstiger als herkömmliches Super (E5) Benzin. Seit Anfang 2020 hat sich der Preisvorteil von Super E10 gegenüber Super (E5) bundesweit auf rund 6 Cent/Liter erhöht. Bei nahezu gleichbleibendem Verbrauch haben somit Besitzer von Super E10-tauglichen Autos spürbar geringere Kraftstoffkosten, wenn sie Super E10 tanken.

Hinweise, die vor irrtümlicher Betankung mit Super E10 warnen, sind als Maßnahme zur vorbeugenden Schadensverhütung zu verstehen. Dies bedeutet nicht, dass es bei irrtümlicher Betankung mit Super E10 in jedem Fall zu einem Fahrzeugschaden kommen muss. Der ADAC hat nach der Einführung von Super E10 in Deutschland einen Test mit einem nicht vom Hersteller für Super E10 freigegebenen Auto durchgeführt. Dabei kam es erst nach einer mehrere Wochen dauernden Testfahrt und rund 30.000 gefahrenen Kilometern zu einem Defekt.

Hierzu stellte der ADAC fest: "Bis heute ist kein einziger Fall eines dafür zugelassenen Autos bekannt, das wegen des Kraftstoffs Schaden genommen hätte."

Neufahrzeuge mit technischen Neuerungen sowie geringerem Verbrauch und niedrigerem CO2-Ausstoß finden nur über jährliche Neuzulassungen nach und nach Eingang in den Fahrzeugbestand. Dies gilt auch für batterieelektrische Fahrzeuge. Um die CO2-Emissionen des aktuellen Fahrzeugbestandes kurz- und mittelfristig zu verringern, ist Super E10 für Benzinmotoren die einzige sofort im derzeitigen Tankstellennetz verfügbare Lösung. Denn auf deutschen Straßen fahren noch fast 31 Millionen Pkw mit Benzinmotoren.

Die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung stellt sicher, dass die Rohstoffe für in Deutschland zertifiziertes Bioethanol nicht von besonders schützenswerten Flächen stammen und dass Bioethanol deutlich den Treibhausgasausstoß senkt. Im Jahr 2022 betrug die amtlich festgestellte Treibhausgasminderung mit dem in Deutschland verwendeten Bioethanol knapp 90 Prozent gegenüber dem gesetzlichen Vergleichswert für fossiles Benzin. Pro Liter Super E10 werden gegenüber Super (E5) durchschnittlich 127 g klimaschädliche Emissionen eingespart. Dies entspricht einer Treibhausgaseinsparung von rund 133 kg CO2 im Jahr bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 14.000 km/Jahr und einem Durchschnittsverbrauch von 7,5 Litern Kraftstoff/100 km.

Ja. Die europäische Norm für Ottokraftstoffe DIN EN 228 gewährleistet die Qualität von Super E10 in Deutschland und allen anderen EU-Mitgliedsländern, wie etwa von „SP95-E10” in Frankreich. Bioethanol ist die einzige nachhaltig zertifizierte Beimischungskomponente zu Ottokraftstoffen mit amtlich registriertem Nachweis.

Zur Herstellung des im Jahr 2022 in Deutschland verbrauchten Bioethanols wurden mehr als 66 Prozent europäische Rohstoffe verwendet. Da der Verbrauch von Bioethanol aber höher liegt, als die heimische Produktionsmenge, wird Bioethanol aus anderen EU-Staaten und aus Drittländern importiert. Auch importiertes Bioethanol etwa aus Brasilien oder den USA unterliegt den strengen europäischen Nachhaltigkeitsvorschriften und muss entsprechend zertifiziert sein. Die Produktion von Bioethanol aus pflanzlichen Rohstoffen geht stets Hand in Hand mit der Nahrungsmittelproduktion. Bei der Erzeugung des Alkohols entsteht aus den pflanzlichen Rohstoffen zusätzlich u.a. gentechnikfreies Tierfutter. Dies trägt EU-weit dazu bei, von Importen gentechnisch veränderter Futtermittel unabhängig zu werden.

Nach der in Deutschland geltenden Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung und der europäischen Richtlinie 2009/28 ist es nicht erlaubt, gerodete Regenwaldflächen und andere Flächen mit hohem Naturschutzwert zum Anbau von Pflanzen für die Bioethanolerzeugung zu verwenden. Landnutzungsänderungen zum Anbau der Agrarrohstoffe für die Bioethanolproduktion sind damit ausgeschlossen. Das in Deutschland zu Benzin beigemischte Ethanol wird zudem aus Rohstoffen hergestellt, die zu zwei Dritteln aus Deutschland und anderen EU-Mitgliedstaaten stammen.

In Deutschland wird Bioethanol hauptsächlich aus Futtergetreide und Zuckerrüben gewonnen, die von den Landwirten nach guter fachlicher Praxis im regelmäßigen Fruchtwechsel angebaut werden. Monokulturen sind durch diesen regelmäßigen Fruchtwechsel ausgeschlossen.
Mehr Informationen zu den Nachhaltigkeitskriterien von zertifiziertem Bioethanol in Deutschland erhalten Sie hier.

 

Der Bedarf von Wasser, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln landwirtschaftlicher Kulturen richtet sich nach den Ansprüchen der angebauten Pflanze. Zwischen der landwirtschaftlichen Erzeugung von Pflanzen für Lebens- oder Futtermittel und für die Herstellung von Bioethanol besteht kein Unterschied. Das heißt, dass die spätere Verwendung des Erntegutes als Futter- oder Lebensmittel bzw. zur Herstellung von Bioethanol keinen Einfluss auf den Wasser-, Dünge- und Pflanzenschutzmittelbedarf hat.

Bei den Verarbeitungsprozessen des Erntegutes zu Bioethanol wird zwar ebenfalls Wasser eingesetzt, dieses wird jedoch in den heimischen Bioraffinerien weitestgehend aufbereitet und anschließend wiederverwertet. Bioethanol wird aus der im Futtergetreide enthaltenen Stärke bzw. aus dem in den Zuckerrüben enthaltenen Zucker gewonnen. Mehr als die Hälfte der eingesetzten pflanzlichen Rohstoffe wird zur Produktion von Tierfutter und unter anderem von biogener Kohlensäure, Gluten sowie Biodünger und Biomethan verwendet.

Die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung und die europäische Richtlinie 2009/28 verbieten, Rohstoffe für die Bioethanolherstellung auf gerodeten Regenwaldflächen oder auf anderen Flächen mit hohem Naturschutzwert anzubauen. Der in deutschen Rechtsvorschriften ebenfalls als Voraussetzung für die Anerkennung als Biokraftstoff festgelegte Mindestwert von 50 Prozent CO2-Einsparung gegenüber fossilem Benzin wird von Bioethanol aus heimischer Erzeugung weit übertroffen. Das in Deutschland beigemischte Bioethanol erreichte im Jahr 2022 bereits knapp 90 Prozent CO2-Einsparung gegenüber fossilem Benzin. Somit steigern höhere Anteile an nachhaltigem Bioethanol immer den Klimaschutzbeitrag.

Die Verbraucherpreise für Brot und Getreideerzeugnisse sind in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen, doch ist die Verwendung von Pflanzen für Bioethanol und aller Co-Produkte nicht die Ursache für diese Preisentwicklung. Hierzulande setzt sich der Lebensmittelpreis für z. B. für Brot aus über 60 Prozent Kosten für Energie, Steuern und Handel, rund 30 Prozent Lohnkosten und weniger als 7 Prozent Rohstoffkosten zusammen.

Lebensmittel- und weltweite Agrarrohstoffpreise werden hauptsächlich durch Angebot und Nachfrage, wetterbedingte Produktionsschwankungen, Öl- und Gaspreise, Produktionskosten (u.a. Löhne) und globale Konjunkturschwankungen beeinflusst. Ein Beispiel für den Einfluss von Wetterextremen ist der steigende Marktpreis von Weizen aufgrund der Dürre in Europa im Sommer 2018.

Bei der Herstellung von Bioethanol schließen sich Nahrungsmittel- und Energieproduktion nicht aus. So entsteht z.B. im Falle der Verarbeitung von Futtergetreide nur zu etwa einem Drittel Bioethanol; aus zwei Dritteln werden eiweißreiches Tierfutter und andere Produkte wie Hefe, Gluten, biogene Kohlensäure sowie Biodünger und Biomethan gewonnen.

2022 wurden lediglich 2,8 Prozent der deutschen Rübenernte für die Herstellung von Bioethanol verwendet, während dies für 6,2 Prozent der deutschen Getreideernte zutraf. Weltweit ist es ähnlich. Die Verwendung von Futtergetreide oder Zuckerstoffen hat somit kaum Einfluss auf die globalen Lebensmittelpreise.

Für Hunger auf der Welt gibt es viele Gründe wie wetterbedingte Ernteausfälle, strukturelle Armut oder insbesondere (Bürger-) Kriege. Angaben der Welternährungsorganisation FAO zeigen, dass in Industrieländern 670 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich ungenutzt weggeworfen werden, während in den Entwicklungsländern im gleichen Zeitraum 630 Millionen Tonnen Lebensmittel wegen fehlender Infrastruktur verderben, bevor sie überhaupt den Konsumenten erreichen können. Ein Ursachenzusammenhang zwischen der Biokraftstoffproduktion und dem weltweiten Zugang zu Lebensmitteln bzw. deren Preisentwicklung ist wissenschaftlich nicht nachzuweisen.